Warum uns 2 Ohren blind machen

Die Botschaften, die wir einander zuwerfen, sind oft so komplex, dass unsere 2 Ohren viel zu wenig sind. Weil wir z.B. nur das hören, was wir wollen. Weil wir es kennen und es gut in unser Bild vom Gegenüber passt, unser Wertesystem, unsere Gefühlslage. 

 

Damit kann das, was der/die Andere eigentlich meint, schnell verloren gehen. Missverständnisse entstehen, Irritationen, Konflikte. In denen wir dann richtig taub werden. Und blind für das Gesamtbild.

Also: 2 Ohren reichen nicht.

 

Machen wir doch 4 daraus

Und folgen dem Kommunikationsmodell Schulz von Thuns, dem einige vielleicht schon zu Schulzeiten begegnet sind (dem Modell, nicht dem Herrn). 

 

Ein Beispiel

Eine direkte Kollegin fragt sie: Du hast gerade Urlaub eingereicht?

 

Und? Was antworten Sie? 

Ihre Antworten zeigen, was Sie gehört haben. Und genau hier kommen wir auf Herrn S.v.T. zurück, der "4 Ohren" unterscheidet, wie Nachrichten verstanden werden können:

  • Als reine Information, Sachinhalt: die Frage, ob Sie gerade Urlaub eingereicht haben – also heute, und nicht vor 3 Tagen. Oder Tankquittungen eingereicht haben. Oder die Kündigung.
  • Als Appell: z.B. die freundliche Erinnerung, Ihren Urlaubsantrag rechtzeitig abzugeben.
  • Sie hören Selbstkundgabe, das, was Ihre Kollegin von sich preisgibt: Und was wird aus mir, wenn ich die ganze Arbeit alleine machen muss? 
  • Oder Sie hören Nimmst Du etwa schon wieder Urlaub?! Sie hören den Vorwurf – und das sagt etwas über Ihre Beziehung zueinander aus. Ihr schlechtes Gewissen, weil Sie Ihre Kollegin nicht im Stich lassen wollen. Oder dass die blöde Kuh sich um ihre eigenen Sachen kümmern soll, war sie doch selbst gerade 3 Wochen weg.

Botschaften sind mehrdeutig

Was, wenn Sie sich durch die Urlaubs-Frage angegriffen fühlen (also "Beziehung" hören) und Ihrer Kollegin ein scharfes Ja, wieso? zuzischen? Die Kollegin aber eigentlich nur wissen wollte, ob sie das Gießen der Pflanzen übernehmen soll? Oder behutsam vorfühlen wollte, wie die Stimmung gerade in der Personalabteilung ist, weil sie selbst dort etwas klären möchte?

 

Im Täglichen hören wir meist auf von uns bevorzugten Ohren (je nach eigener Persönlichkeit, Gegenüber, Situation, Stimmung etc.). Dabei vergessen wir oft genauer hinzuhören und auch andere Ebenen (Ohren) in unsere Deutung von Botschaften mit aufzunehmen.

 

Wenn wir nur einseitig hören, sind Störungen in der gemeinsamen Kommunikation vorprogrammiert. Und lassen kaum Raum für positive Beziehungsveränderungen. Denn wenn ich z.B. ständig Vorwürfe heraushöre, werde ich immer versuchen, mich zu rechtfertigen oder verbal zurückzuschlagen.

Daher: Wir brauchen einfach 4 Ohren.