Ist halt so – oder?

Meine Chefin motzt immer nur. Grün steht mir nicht. Freitag ist der beste Tag der Woche. Haben wir uns eine Meinung gebildet, steht sie oft wie ein Fels in der Brandung. Einschätzungen und Urteile geben uns Sicherheit für unser Handeln, den Umgang miteinander und mit uns selbst.

 

Das hat durchaus positive Seiten. So können wir mit der Kollegin über die Chefin lästern, auf grüne T-Shirts verzichten und uns auf Freitag freuen.

Es schränkt uns aber auch enorm ein, weil wir uns nur noch die Erfahrungen und Erlebnisse heraussuchen, die zu unserem Urteil passen – und alles vernachlässigen, was dem widerspricht.

 

So hinterfragen wir Situationen, Personen und vor allem uns selbst nicht mehr.

Motzt die Chefin wirklich „immer“? Wie äußert sich das konkret? Könnte es auch anders verstanden werden? Welche Auswirkungen hat es auf mein Verhalten? Wie könnte meine Chefin MEIN Verhalten beurteilen? Wie verhalte ich mich, wie kommuniziere ich überhaupt?

 

Wenn wir stärker reflektieren, lassen wir andere Perspektiven zu und ermöglichen uns neue Erfahrungen. Wir werden offener und toleranter anderen gegenüber, weichen verhärtete Fronten leichter auf.

Vielleicht erwartet die Chefin mehr Respekt oder Verständnis oder eine andere Art der Zusammenarbeit. Vielleicht sieht dunkelgrün ganz gut an mir aus. Vielleicht kann Donnerstag zum „kleinen Freitag“ werden...