Raus aus der Schublade – rein ins Getümmel

Wie können wir miteinander arbeiten, wenn wir im Schubladendenken feststecken?

Plädoyer für mehr Diversität & Toleranz im Job

Haben wir uns eine Meinung gebildet, bleiben wir erst mal dabei. Schnell scannen und bewerten wir Äußeres, Taten und Kommunikation anderer, packen Menschen in Schubladen und ziehen diese nur auf, um sie mit weiteren Beweisen für unser Urteil zu füllen. 

Für uns ist das entlastend, muss doch unser evolutionsgebeuteltes Gehirn nicht jedes Mal neu überlegen, ob Freund oder Feind vor uns steht. Es schafft Sicherheit und Stabilität, gerade, wenn wir unser Gegenüber in untere, in die miesen Schubladen stecken – so wissen wir wenigstens, wo wir sie haben, die Doofen, Zickigen, Arroganten, Bösen, Falschen. Und es verleiht uns ein gutes Gefühl; schließlich sind wir Herr/in über unsere Schubladenwelt, können bestimmen, wer gut ist und wer schlecht.  

 

Soweit, so praktisch. Und überall anwendbar, gerade bei den Kolleg:innen im Job. Und genau hier ist der Haken an der Sache: Während wir im Privaten Menschen meiden, die wir nicht mögen, müssen wir im Job ein gemeinsames Auskommen finden, egal ob Freund, Feind oder irgendetwas dazwischen. Eine gewaltige Herausforderung, nirgends sonst schlagen wir uns mit Menschen verschiedenster Couleur herum (bildlich gesprochen, hoffentlich), nirgendwo treffen unterschiedlichste Generationen, Erfahrungen, Vorstellungen und Wünsche aufeinander. Welch ein Nährboden, fleißig unterste Schubladen zu befüllen!

 

Wenn wir aber alle in diesen verdammten Schubladen feststecken – wie wollen, wie können wir dann überhaupt sinnvoll miteinander arbeiten? 

 

Wie kann ein Team entstehen, das seiner Aufgabe entspricht? Das eng verzahnt und motiviert für die gemeinsame Sache, für das Unternehmen kommuniziert und agiert? Das Arbeitsziele erreicht, sie übertrifft, in neuen Lösungen denkt? 

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die jetzt auf den Arbeitsmarkt gelangen, z.B., seien faul, selbstverliebt und illoyal, sagen viele „Ältere“, also die ab Mitte 20 und aufwärts. Sie selbst sehen sich meist deutlich kompetenter, zielorientierter und gewissenhafter. Und müssen sich im Gegenzug fehlende Flexibilität, steten Übereifer und Arroganz vorwerfen lassen.

Und nun? Trotzig die Arme vor der Brust verschränken? Ist halt so? Die müssen sich halt ändern, die Anderen?

 

Was wir nicht verstehen, was uns fremd ist, lehnen wir ab. 

 

Das bringt uns nicht weiter, im Gegenteil: Verharren wir in diesem Denken, verstärken sich Missverständnisse, Kommunikationsprobleme und Konflikte und wir grenzen uns voneinander ab. Von guter Kommunikation, Arbeitseffizienz und Teamgedanke keine Spur. Von Motivation ganz zu schweigen.

 

Warum also nicht lieber gegenseitiges Verstehen fördern, statt sich ab- und auszugrenzen? Warum nicht individuelle Stärken akzeptieren und sehen, wie wir das in gemeinsamen Zielen gewinnbringend umsetzen?

 

Leichter gesagt, als getan? 

Stimmt. 

 

Es erfordert Leader, die das Augenhöhe-Miteinander authentisch vorleben, fordern und fördern. Es erfordert die Bereitschaft eines jeden Einzelnen, einander zuzuhören und nicht zuzu-„meinen“. Und es erfordert Geduld. Auf allen Seiten. 

 

Was können wir voneinander lernen, um besser zusammenzuarbeiten?

 

Wenn wir einander keine Chance geben (und selbst keine bekommen), aus den Schubladen herauszuschauen, können wir keine Basis für ein effizientes Miteinander etablieren, schaffen wir keine Einheit, keine gemeinsame Identität, keine Weiterentwicklung für uns selbst und uns als Team. Und dabei geht es nicht bloß ums reine Wohlfühlen oder persönliches Lernen im Job, sondern auch um harte Wirtschaftlichkeit: Laut Wirtschaftswoche erwirtschafteten Unternehmen zusätzliche 275 Mrd. Euro jährlich, gelänge es, Mitarbeiterzufriedenheit von 64 auf 88 % zu steigern. 

 

Statistiken und Prognosen liegen gerne im Auge des Betrachters – unbestritten aber ist: Ein gutes Betriebsklima, ein gutes Miteinander erhöht die Wahrscheinlichkeit loyaler, motivierter Mitarbeiter und besserer Arbeitsergebnisse.

Und macht einfach mehr Spaß.