Alle Jahre wieder

Weihnachten mit Familie: Oma hört schlecht, man muss alles dreimal sagen und dreimal so laut. Onkel will beharrlich wissen, wie es bei der ungeliebten Arbeit läuft. Filius hüpft überdreht um alle herum und singt zum 10. Mal „Jingle Bells“ auf Phantasie-Englisch. Und Sie?

 

Als Eltern sind Sie um freudige Gesichter Ihrer Sprösslinge bemüht, als Gastgeber um einen reibungslosen Ablauf des Events und als Gast bei den Anverwandten möchten Sie am liebsten wie ein Teenager auf der Couch lümmeln, Kekse futtern und in Ruhe gelassen werden.

 

Unterschiedlichste Wünsche und Ansprüche prallen aufeinander – an sich, andere und an das eigentliche Fest. Und jeder in seiner festgelegten Rolle im Familiengefüge. Erwachsene, die bei den eigenen Eltern auf ewig in ihrer Kind-Rolle festhängen. Lustlose Jugendliche zwischen Bedient-werden-Wollen und aufkeimenden Autonomie-Bestrebungen. Wildgewordene Kinder mit Big-Bambi-Eyes, in der Hoffnung auf noch mehr Schokolade von den Großeltern – ausnahmsweise, ist doch Weihnachten.

 

Kann ja nur schiefgehen.

Wird es sicher auch.

Knüpfen Sie an diesen Gedanken gleich einmal an:

 

Wie könnte Ihr Familienfest als schwarze Komödie aussehen? Oder Daily-Soap? Was könnte alles schiefgehen? Denken Sie gerne verschwenderisch, dramatisieren Sie genüsslich (!) zum Worst-Case-Szenario, verlieren Sie sich in Einzelheiten, ganz wie Sie mögen. Welche Horrorthemen werden auftauchen? Wer übernimmt welche Rolle? Wer verbreitet Stress, nervt, ärgert, verletzt andere, geht an die Decke o.ä.?

 

Alles schön schwarzgenmalt?

Dann versuchen Sie jetzt das genaue Gegenteil: Malen Sie alles rosarot, setzen Sie Ihre Wunschbrille für ein Best-Case-Szenario auf. Auch hier: Sparen Sie nicht an bunten Einzelheiten oder Übertreibungen, lassen Sie Ihrer Phantasie und Ihren Wünschen freien Lauf.

 

Haben Sie das beides durchgespielt?

Tun Sie sich den Gefallen.

 

Wenn Sie Ihre beiden Versionen betrachten: Was würden Sie ändern, wenn Sie könnten?

Und haben Sie bisher an sich gedacht? Wo tauchen SIE eigentlich in dem ganzen Szenario auf?

Wie ist Ihre Rolle? Und wie sollte sie sein?

 

Sie sind kein Spielball der Geschehnisse, Sie dürfen Verantwortung für Ihre Wünsche übernehmen – und für Ihr Handeln. Sie können nicht erwarten, dass andere Ihnen den Gefallen tun. Sie können darauf hoffen oder es sich wünschen, müssen aber auch damit rechnen, enttäuscht zu werden.

Sie können leider auch nicht erwarten, dass sich andere ändern. Das können nur Sie.

 

Nehmen Sie selbst das Heft in die Hand, werden SIE aktiv:

Was können SIE tun, damit Weihnachten schön für SIE wird?

 

Wenn Ihnen gar nichts einfällt, fangen Sie klein an:

Sie wünschen sich mehr Besinnlichkeit? Suchen Sie sich kleine Fluchten während des Festes, gönnen Sie sich eine Kaffeepause vom Trubel oder gehen Sie alleine um den Block (auch wenn Sie dabei vielleicht schief angesehen werden – ja und?).

Sie wollen sich keinen neugierigen Fragen stellen? Dann finden Sie eine charmante Standard-Antwort – oder fragen Sie einfach zurück.

Sie wünschen sich weniger Streit? Sagen Sie das offen. Konflikte können – und müssen – nicht an Weihnachten ausgetragen werden. Vertagen Sie das klärende Gespräch, wenn Sie an Weihnachten nicht gleich das ganz große Fass aufmachen wollen.

 

Indem Sie mehr Selbstverantwortung übernehmen, gewinnen Sie Selbstbestimmtheit zurück, kommen besser in Einklang mit Ihren Wünschen und können im Gegenzug gelassener mit stressigen Situationen umgehen.